Törnbericht „Rund Bodensee“
vom 22. bis 28. August 2009
Skipper Roland
Matrose Wilfried
Crew für 2 Tage
Heide und Ingeborg
Das Schiff:
Der Drachen Sindbad
Kurzporträt einer sehr erfolgreichen 3-Mann-Kielboot Einheitsklasse
Der renommierte norwegische Konstrukteur Johan Anker zeichnete im Jahr 1929
die Linien des Drachen. Mit diesem Entwurf gewann Anker einen Wettbewerb des
Königlich schwedischen Segelclubs. Ein Wettbewerb als Grundstein eines
kostengünstigen, sicheren und einfach zu segelnden Bootes für junge,
ambitionierte Seglerfamilien. Doch offensichtlich waren seinerzeit nicht nur die
Preisrichter beeindruckt. Der Drachen begann sofort, die Herzen der Segler auf
der ganzen Welt zu erobern und er tut es bis heute.
Von 1948 bis 1972 war der Drachen olympische Bootsklasse, 1960 gewann Kronprinz
Konstantin von Griechenland die Goldmedaille, 1964 der Segelmacher und Gründer
des North-Konzerns Lowell North die Bronzemedaille. Auf diese Zeit gründet sich
unter anderem der Ruf der Drachenklasse als der "Königsklasse" der modernen
Segelei
.
Daten |
Länge Über Alles |
8,94m |
Breite |
1,95m |
Tiefgang |
1,25m |
Gesamtgewicht |
1700 kg |
Großsegel |
16,0 m² |
Genua |
11,7 m² |
Spinnaker |
23,6 m² |
Samstag und Sonntag 22./23.
8.2009
Endlich hat es geklappt, wir , Roland und ich, machen uns auf, den Bodensee für
eine Woche zu umsegeln.
Am Samstag und Sonntag sind unsere Frauen als Crew noch mit an Bord, so dass wir
aus Platzgründen nicht auf dem Boot übernachten, sondern in Weingarten bei Heide
und Roland.
Der Sonntag hat es mit bis zu 5 Beaufort in sich, wir düsen bis zum Altenrhein
und zurück wie auf Schienen. An gemütliches Piknicken an Bord ist kaum zu
denken, aber wir haben alle unglaublich Spaß. Am Spätnachmittag ist es dann
soweit. Das eigentliche Abenteuer beginnt.
Wir liegen in Friedrichshafen im Yachtclub auf dem
Heimatliegeplatz. Die Frauen auf dem Weg zurück nach Stuttgart bzw.
Markgröningen, nicht ohne uns noch viel Spaß und immer eine Handbreit Wasser
unterm Kiel zu wünschen.
Luftmatratze aufblasen, Schafsack vorbereiten für die Nacht, Persenning noch
über den Baum und wir gehen zum Abendessen auf das zur Zeit stattfindende
Stadtfest
Später an Bord gönnen wir uns in angenehmer Hafenatmosphäre.noch einen
Schlummertrunk.
Roland schläft halb unterm Vorschiff die Beine Richtung Cockpit an Steuerbord
und ich im Cockpit an Backbord mit dem Kopf am Heck.
Der Platz ist ausreichend, nur beim Umdrehen kreuzen sich manchmal unsere Beine.
Die Persenning sorgt dafür, dass es nicht zu kalt und feucht wird.
Montag 24. 8.2009
Die Bootsnachbarn in ihren Kajütyachten schauen erst etwas mitleidig zu
uns hinab, als ich aber mit meinem einflammigen Gaskartuschenkocher Kaffee mache
und anschließend Spiegelei mit Speck staunen sie nicht schlecht.
Wir haben alles zum überleben an Bord. Brot, Wasser, Wein, Wurst, Käse, Kaffee,
Eier und ein Glas Brühe in Pulverform für den Fall dass wir eine Notration
benötigen.
Roland hat den Ehrgeiz immer und überall ohne Motor an- und abzulegen. Der
kleine Außenborder liegt im Heck und kann bei Bedarf an der Seite mittels einer
speziellen Halterung angebracht werden. Mir war’s recht, ich will ja mit
möglichst geringen technischem Aufwand eine Woche zurück zur Natur.( Beim
nächsten Mal nehme ich noch eine Handangel mit um das Überleben zu sichern)
Das Ablegen ist recht einfach, wir sind aber auch ein gutes Team.Verholen per
Hand aus der Box, Segel rauf und aus dem Hafen rausgesegelt. So einfach geht
das. Anschauungsunterricht für manche, die im Mittelmeer einen Notruf absetzen
wenn mal der Diesen ausgeht oder nicht anspringt.
Der Wind entscheidet, dass wir Richtung Überlingersee segeln und wir hatten
damit kein Problem. Im Hafen von Haltnau kurz vor Meersburg finden wir einen
freien Liegeplatz.
Neben uns legt sich noch eine kleine Jolle .Die beiden Segler machen auch eine
Segeltour um den See, übernachteten aber in einem kleinen Zelt das sie jeweils
an geeigneter Stelle aufbauen.
Wir unternehmen eine kleine Wanderung über die Weinberge nach Meersburg und
zurück. Zum Abendessen gehen wir in der Nähe des Yachthafens in ein schönes
Restaurant am Wasser. Unsere Luftmatratzen und Schlafsäcke haben wir schon
vorher hergerichtet und nach einem Gläschen Rotwein schlüpfe ich in meinen
Schlafsack und. Roland unter seine Decke. Fürs nächste Jahr besorgt er sich aber
auch einen Schlafsack.
Dienstag 25.8. 2009
Gemeinsam mit den beiden Jollenseglern frühstücken wir auf der Terrasse des
Yachtclubs. Ach die beiden haben einen Gaskartuschenkocher aufgebaut und staunen
wie die Clubmitglieder nicht schlecht. Natürlich gibt es bei uns wieder Eier mit
Speck.
Um 9:30 Uhr fehlt der Wind noch völlig und wir entscheiden uns noch vor dem
Ablegen zu einem kleinen Spaziergang. Also geht es hoch auf die Weinberge zu
einer Gedenkstätte die zu Ehren der gefallenen Soldaten des ersten und zweiten
Weltkrieges errichtet wurde. Der Blick hinunter auf den See ist klasse. Zwar ist
es mit dem Wind noch nicht viel besser, aber gegen Mittag legen wir ab. Mit nur
schwachem Wind legen wir Kurs auf Sipplingen an.
Ach hier im Yachtclub bekommen wir einen freien Platz. Wir suchen ein nettes
Lokal und der Abend kann beginnen.
Mittwoch 26.8. 2009
Heute ist unser Ziel Bodmann. Roland will mir aber vorher unbedingt in
Ludwigshafen etwas zeigen. Ich bin schon darauf. gespannt. Wir legen im Hafen an
und Roland geht zielsicher voraus. Eine riesiges dreiteiliges Relief des
Künstlers Peter Lenk gibt es zu bestaunen. Nackte Spitzenpolitiker die sich
gegenseitig „unterhalb der Gürtellinie“ festhalten sowie Topmanager in
interessanten Bildern. Auch der ortsansässige Adel bekommt sein Fett weg.
Anfänglich gibt es über die „Kunst“ Diskussionen, inzwischen ist das Relief aber
ein Publikumsmagnet.
Nach dem Kulturprogramm steigen wir wieder zurück in unser Boot und legten Kurs
auf Bodmann. In einem kleinen privaten Yachtclub gibt es einen freien Platz für
uns.
Klar dass wir noch die Ruine oben am Berg sowie die etwas tiefer liegende
Klosterkirche anschauen. Bei noch ordentlichen Temperaturen kommen wir richtig
ins Schwitzen.
Nach ca. 2 Stunden zurück schmeckt das Essen beim Italiener richtig gut.
Auf dem Boot zurück legen wir uns mit etwas müden Beinen in die Kojen.
Donnerstag 27.8.2009
Nach dem Frühstück entscheiden wir uns dafür, den Törn am Freitag zu beenden.
Nicht das es keinen Spaß macht. Im Gegenteil, der Segelurlaub ist richtig
erholsam, einfach Super, aber als Markgröninger zieht es mich natürlich auch zum
Schäferlauf. Roland hat Verständnis, wir gehen am Samstag dann gemeinsam zum
Festumzug und aufs Stoppelfeld.
Gott sei Dank hat Roland mit seinem Freund Herbert zusammen so ein schönes Boot
und ich die Gelegenheit bekommen mitzusegeln.
Unser Ziel ist Unteruhlduingen. Mit mäßigem Wind geht es gut voran . Mitten auf
dem See bergen wir die Segel und baden im 23 Grad warmen Wasser. Herrlich. Das
Bad im See nahmen wir übrigens täglich.
Den Nachmittagskaffee möchte ich auch nicht unerwähnt lassen. Wo immer es geht
besorgen wir uns an Land herrliches Gebäck. Der Gaskartuschenkocher ist mit eine
der besten Anschaffungen der letzten Jahre und das Aluminiumgeschirr einfach
einsame Spitze.
In Unteruhldingen gibt es einen sehr netten Hafenmeister. In vorderster Front
bekommen wir einen Liegeplatz und am Stammstich vor dem Büro des Hafenmeisters
gibt es ein herrliches Weizen.
Wir kommen schnell mit anderen netten Seglern und auch Motorbootfahrern
(Berührungsängste gibt es da bei uns nicht) ins Gespräch..
Die letzte Nacht im Cockpit des Drachen „Sindbad“ beschert uns einen klaren
Sternenhimmel aber leider keinen Sternschnuppen.
Freitag 28.8.2009
Es hat so gut wie keinen Wind .Um unseren Zeitplan einigermaßen einhalten
zu können muss Roland über seinen Schatten springen und den Außenborder
anwerfen, es nützt alles nichts. Der Wind bleibt aus und Friedrichshafen liegt
noch eine ganze Ecke entfernt.
Unterwegs beginnen wir schon klar Schiff zu machen. Roland reinigt den
Wasserpass und ich schaffe im Cockpit Ordnung. Auch ohne Wind haben wir Spaß und
genießen das letzte Bad im Bodensee.
Im Yachtclub Friedrichshafen zurück packen wir unsere Siebensachen zusammen und
versorgen das Schiff. Noch einen Kaffee im Clubrestaurant und über Weingarten
geht’s zurück nach Markgröningen.
Ein Super Segelabenteuer ist zuende, aber wir freuen uns jetzt schon auf das
nächste Jahr. An den letzten Tagen im Boot haben wir bereits Pläne für das
nächste Jahr geschmiedet.
Mit bestem Seglergruß
Wilfried