Segeltörn Pula –Pula
20. bis 27. August 2005
Skipper Wilfried Neumann und Ingeborg
Vorgeschichte:
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Es sollte ein Familientörn
werden und der wurde es dann auch, Akteure, oder besser gesagt Mitsegler:
Skipper Wilfried und
Ingeborg, sie brachten Ihren Enkel Sascha, 8 Jahre, mit, Andrea aus Ingolstadt
wurde von Maxi, 11 Jahre, begleitet und dann waren da noch die beiden „Onkels“
Winfried aus Stuttgart und Thomas aus dem Allgäu.
Wir alle kannten uns schon
seit zehn Jahren und wollten gerne wieder einmal gemeinsam segeln - was jetzt
endlich zu gelingen schien.
Wie erwartet, war alles von
Wilfried prima vorbereitet und getimed worden. Gegen 22.15 Uhr kam der Stuis Bus
am Bahnhof Ulm an, wo ich zusteigen konnte.
Herzliche Begrüßung, Gepäck
einräumen und schon ging es weiter ostwärts, Richtung München.
Wie verabredet, liefen wir
noch vor Mitternacht in München ein und nahmen dort Andrea und Maxi, der jedoch
zu dieser Uhrzeit schon mehr schlief als wach war, auf.
Die Fahrt war ruhig, leider
gab es hinter München viel Regen, der erst in Österreich nachließ. Thomas war
froh, dass er im Mai ein Sicherheitsfahrtraining beim ADAC abgeschlossen hatte,
was ihn zum Regenspezialist qualifizierte. Er trug eine Schumikappi!
Die Nacht verlief ruhig -
gegen 11.00 Uhr am nächsten Vormittag erreichten wir zunächst die slowenische
Grenze und die Grenzer zeigten uns, was europäischer Geist ist. Nach kaum 56
Minuten konnten wir die Grenze passieren.
Gegen Mittag näherten wir
uns unserem Ziel: Pula.
Mitten in der Stadt, an
einer belebten Kreuzung, lernten wir Peter Schabowski kennen, 56 Jahre und
eigentlich von Beruf Maler.
Doch als Kind, so erfuhren
wir, wollte er gerne Polizist werden, was sein Vater Wilhelm Schabowski streng
untersagte. So musste er Tag für Tag Wände streichen, tapezieren usw. An
Wochenenden aber, zumal im Urlaub, erfüllte Peter Schabowski seinen sehnlichsten
Jugendtraum. Bereits am Freitag ging er ein wenig lüstern durch die Stadt und
wählte für den Samstag seine Kreuzung aus.
Nun stand er uns gegenüber
und regelte in schmucker Uniform den Verkehr, bald nach links, bald nach rechts,
so wie er es gerade meinte.
Kaum hatten wir diese
Kreuzung passiert, fanden wir wenige hundert Meter weiter wiederum eine
weißgekleidete, adrette „Polizistin“ vor. Wie sich nach kurzem Augenschein
herausstellte, handelte es sich hierbei um die Schwester von Peter Schabowski,
nämlich Irmtraud Schabowski. Doch es würde zu weit führen, deren Geschichte zu
erzählen.
Samstag:
Wie gesagt erreichten wir
gegen Mittag den Hafen, es erfolgte die Übergabe mit dem vorherigen Skipper, das
Gepäck wurde eingeladen und gegen 15.00 Uhr waren wir soweit.
An Bord verwöhnte uns
Andrea die gute Fee mit Apfelkuchen und frischem Kaffee!
Und so waren frohgelaunt
Mensch und Maschine.
Bereits am Spätnachmittag
konnten wir nach einer Sicherheitseinweisung durch den Skipper auslaufen, und
gingen nach einem kurzen Schlag in der allseits beliebten Banjole Buch vor
Anker.
Stuistörns mit „iwi“ wie
wunderbar, hier werden Segelträume wahr!
Des nachts ist dann ein
heftiges Gewitter vorbeizogen, doch wir lagen sicher vor Anker, wie in Abrahams
Schoß.
Sonntag:
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Sonntagmorgen, ein
köstliches Frühstück mit Marmelade, Wurst, Käse, Yoghurt und vielen wunderbaren
Dingen. Maxi erzählt uns Witze, Winni spült und Sascha beginnt sein Tagebuch
über den Törn zu schreiben.
Wir verlassen die Banjole
Bucht und segeln nordwärts, vorbei an der Südspitze Istriens, unser Ziel ist die
Bucht Uvala Blaz im Norden, die die meisten Segler nicht kennen.
Das Wetter ist eher warm
und wir dürfen mit einem dreier Wind nach Norden segeln – Urlaubsfeeling !
Gegen Nachmittag erreichen
wir Uvala Blaz und so dürfen wir in einer wunderschönen Bucht alleine ankern.
Wilfried, unser Skipper,
kennt hier eine eigenartige und abenteuerliche Höhle, die er uns zeigen möchte.
Im zweiten Weltkrieg diente die Höhle den Partisanen Titos, die sich hier
verschanzt hatten.
Nachdem die Tiger Rag
sicher geankert ist und alle Leinen überprüft wurden, wassern wir das Dingi und
wir Männer gehen an Land. Die Frauen bleiben lieber an Bord. Ausgerüstet mit
Taschenlampen, Stöcken und Fotoapparat erreichen wir das Ufer.
Der Weg ist sehr
verwunschen und führt vorbei an der alten Mühle des Müllers Moulinex Korvac, der
sie allerdings im Jahre 1856 aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, da
sein einziger Esel Doberan an Maul- und Klauenseuche erkrankte und er deshalb
die Mühle zusperrte. Wir bahnten uns also den Weg durch das Gestrüpp und
erreichten nach gut 34 Minuten den Höhleneingang. Thomas, von jeher ein
Hasenfuss, entschied sich für die Absicherung des Rückwegs und blieb draußen.
Die Jungs, Winni und Wilfried stiegen hinab in die Höhle, die nach 200 Metern in
einer wahren Tropfsteinhöhe endet. Der Kenner unterscheidet hier Stalagtiten und
Stalagmiten – doch was ist was ??
Ein echtes Erlebnis!
Zurück an Bord der Tiger
Rag wurden wir mit Schwäbischen Maultaschen mit Tomatensalat verwöhnt – mmmh !
Abends – Spieleabend in
gemütlicher Runde – Winnie erklärt uns den mexican train, draußen Gewitter und
Regen, wir sitzen zum Glück im Warmen und Trocknen bei Cabernet Sauvignon – so
lässt es sich leben.
Gegen 8.30 Uhr werde ich
von frischem Kaffeeduft geweckt und schaue in die
Pantry. Das Frühstück wird
vorbereitet, während des Frühstücks weihen uns die Jungs abwechselnd in die Welt
der Yedi-Ritter ein, in der ständig irgendjemand der Kopf abgeschlagen wird –
wie unappetitlich.
Danach wird zusammengeräumt
– Maxi hatte sich vor Zeugen zum Abtrocknen verpflichtet, was er jetzt, in der
Stunde der Wahrheit extremst bedauert – aber so ist das Leben.
Gegen 10.00 Uhr laufen wir
aus, leider im Regen, aber die Landschaft entschädigt uns dafür. Kurs Richtung
Osten, in den Hafen von Martinscica.
Nach einer Stunde hört der
Regen endlich auf und die Sonne bricht sich Bahn, ahh!.
In der blauen Grotte wollen
wir baden. Danach, alle hungrig, hat Wilfried der Skipper wunderbare Pfannkuchen
mit Apfelmus vorbereitet – oder eher gezaubert – ein Gedicht.
Abendessen bei Koralje,
Fischplatte für alle – das ist Urlaub.
(Leider waren die Jungs
trotz großer Angelaktivitäten bis jetzt nicht sehr erfolgreich)
Danach noch ein Absacker an
Bord, der Himmel ist klar. Bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass der Mond
im Gegensatz zu Thomas abnimmt –
Bona notte.
Dienstag:
Aufstehen, alles geht
seinen Gang, Das Wetter ist ruhig, wenig Wind, ein paar Wolken. Ziel ist Mali
Losinj.. Ingeborg erfreut die Crew mit einem adretten Piratenkopftuch, das ihr
seinerzeit vom Urenkel von Sir Francis Drake, nämlich Sir Patrick Fitzgerald
Drake auf Barbados geschenkt wurde – very chick.
Die Tiger Rag von
Martinscica nach Mali Losinj flog, die Herzen aber sind frei und froh,
Andrea heißt unser
„Steuermann“, bei 2,5 Windstärken zeigt sie was sie kann.
Ruhig ziehen wir dahin,
Thomas döst wie immer vor sich hin, er lächelt verschmitzt und träumt
wahrscheinlich wieder von ... (?)
Unser eigentliches Ziel,
die Schweinebucht ist übervoll und so entscheiden wir weiterzusegeln bis nach
Ilovic, zumal auch dort ein recht schönes Restaurant sein soll.
Gegen Nachmittag, bei
Sonnenschein erreichen wir den kleinen, pittoresken Hafen, kaum geankert, sind
die Jungs auch schon wieder im Wasser.
Begrüßungssekt – was ist
das Leben schön.
Damit die Hygiene an Bord
nicht vernachlässigt wird, gehen alle zum Baden, aber, beim Abduschen mit der
Heckdusche tauchen Probleme auf.
Thomas, eingeseift wie es
sich gehört, dazu barfuß bis zum Hals möchte als Letzter duschen und merkt mit
einem Male, wie das warme Wasser nicht so recht laufen will – im Gegenteil – es
kommt fast kein Wasser mehr aus der Dusche. Was tun – so eingeseift kann er
schlecht in seine Kleider – natürlich, wird der aufmerksame Leser sagen, dann
spring doch noch mal ins Wasser, dann ist das Schaumproblem gelöst – aber:
Als umweltbewusster Mensch
mache ich mir Sorgen über die Einhaltung der Kyoto Grenzwerte für die
Reinhaltung des Mittelmeeres und gerate ernsthaft in eine Schaum –Wasser –
Krise. Schließlich packt mich der Mut und ich tue es –
Der Schaum ist weg, ich
erneut salzig und das Meer verschmutzt.
Doch die nächste Aufgabe
lässt nicht lange auf sich warten: Wohin zum Abendessen.
Die Erläuterungen des
Skippers machen deutlich, dass es mindestens zwei fast ebenbürtige Restaurants
gibt – man könne aber am Abend nur in eines gehen.
Was tun – als wahrhafte
Demokraten stimmen wir in geheimer Wahl ab. 4 zu 1 für Elsa – das ist eindeutig.
Im Restaurant Elsa ist es
sehr gemütlich, das Essen gut. Elsa, 57 Jahre, spricht sehr gut deutsch und
bedient mit kroatischem Charme. Zum Dessert gibt es schließlich Pallatschinken –
ein Gedicht.
Mittwoch:
Aufstehen – Frühstück. Maxi
löst sein Versprechen ein, uns alle mit Spiegeleiern mit Speck zu verwöhnen. Es
gelingt und die Spiegeleier a la Maxi sind ein Gedicht.
Wilfried, der Alleskönner
hat inzwischen die Heckpumpe repariert und das warme Wasser läuft wieder.
Wir verlassen den kleinen
Hafen von Ilovik und nehmen Kurs rund Susak, wo wir am Abend in einer Bucht
ankern wollen. Es ist schön warm, leider kein Wind. Sascha schickt unterwegs
seine Flaschenpost auf große Reise.
In der Bucht genießen wir
das warme Wasser.
Danach lädt Ingeborg zu
einer kleinen Wanderung über die Insel ein, von der der Friedhof nicht nur
bekannt sondern auch berühmt ist. Besonders beeindruckt hat mich das Grab von
Maria Gingic, die nicht nur mit 65 Jahren starb, sondern schon seit 12 Jahren
tot war. Danach steigen wir hinab durch das schmucke Städtchen Susak, von deren
Häusern das eine oder andere wieder einmal frisch getüncht werden sollte.
Andrea kauft zwei Flaschen
des berühmten Susak Weines der Marke Poseidon, Jahrgang 1998, Südlage.
Zurück an Bord hat Wilfried
inzwischen ein Gemüsegoulasch vorbereitet und mehr als 14 Kilo Zuccinni
geschnitten.
Abendessen mit
Sonnenuntergang – Menue a la IWI Rigatoni con Zuccini – dazu vin rouge ,
carcasonne d`Aldi (aus Stammheim)
Voila – bon
appetit.
Nach dem Abendessen spielen
wir Stadt-Land- Fluss, das macht Spaß. Was die Jungs alles wissen! Sascha ist
unser Schriftführer, mit Kopflampe ausgerüstet hat er er den Überblick und
notiert alles peinlichst genau.
Donnerstag:
Nach dem Frühstück, ablegen, Kurs auf Mali Losing, also
direkt 179 Grad, dreier Wind ! segeln – endlich!
Wir erreichen gegen Mittag
das kleine Städtchen, die Frauen machen Shopping, Wilfried bleibt beim Schiff
und genießt die Ruhe.
Nach einer kleinen
Stadttour legen wir am frühen Nachmittag ab, Ingeborg besorgt noch schnell
Skatkarten, die wir so an Bord vermisst hatten.
Beim Segeln gibt es eine
Männerskatrunde, in der Wilfried und Winnie zeigen, was eine Harke ist. Thomas
kann trotz listigem Mauern nur den dritten Platz erreichen, da ihm nicht nur 2
Buben, sondern auch noch 3 Asse fehlen.
Wir nehmen Kurs auf die
kleine, eher unbekannte Bucht von Liski. Diesen Tipp hatten wir von Charlie noch
in Pula bekommen, den wir überraschenderweise auf dem freien Meer wieder
treffen! So klein ist die Welt.
In der Bucht, sicher vor
Anker, sind die Jungs wieder sofort im Wasser und fischen, was sie ergattern
können, insgesamt:
Zwei Krebse, drei Garnelen,
14 Seegurken.
Auch wir gehen wieder Baden
und Wilfried lernt bemerkenswert schnell von Thomas die Technik des Fender-Ritts
– nach dem Motto: Love me Fender! Abendessen im nahegelegenen Restaurant von
Liski, Geheimtipp von Charlie.
Zum Dank für den
wunderschönen Törn werden Skipper und seine Frau von der Mannschaft zum
Abendessen eingeladen – es gibt einen Grillteller a la Tito.
Zurück an Bord freuen wir
uns auf den köstlichen Wein aus Susak. Schon nach dem ersten Schluck sind wir
von Blume und Abgang mindestens beeindruckt –
Das Urteil fällt ziemlich
eindeutig aus. Wer einen guten Salat machen möchte und noch einen Essig sucht,
kann sehr gut auf den Wein aus Susak zurückgreifen – wir greifen eher zum
Carcasonne d`Aldi (Stammheim).
Die Nacht verläuft ziemlich
ruhig, bis darauf, dass das Wetterfax fast pünktlich um 2.13 Uhr von alleine
ausdruckt und dadurch Wilfried aus dem Schlaf reißt.
Noch halb benommen, wankt
er zum Fax und schaltet es mit der Bemerkung
So ein Sch..., aus. Gute
Nacht.
Freitag:
Leider schon der letzte
Tag.
Wilfried berichtet von
Piraten im Roten und chinesischen Meer, die Segler überfallen und ausrauben –
wir sind froh, nur in Kroatien zu sein,.
Das Schiff wird klar
gemacht zur großen Überfahrt Richtung Pula – in den ersten zwei Stunden erfreuen
wir uns an einem dreier Wind, der uns flugs nach Nordwesten trägt. Doch nach
dieser Zeit reißt der Wind ab und wir motoren die nächsten 4 Stunden bis Pula.
Bevor wir noch zum Baden
gehen, wollen wir voll tanken, da freitags die Tankstelle meistens voll ist.
Doch wir haben riesiges Glück, nur drei Jachten vor uns, und so bedient uns
Stavro Petrolici von der Tankstelle im Handumdrehen. Danach, Badevergnügen in
einer kleinen Bucht vor Pula. Die Jungs wollen es nicht glauben, dass dies für
die nächste Zeit die letzten Sprünge vom Bug ins herrliche Meer sein sollen und
können somit gar nicht genug bekommen.
Anschließend geht es in den
Hafen, in die Box – als Anlegeschluck einen Sekt aus Markgröningen, gutes
Tröpfchen, und O-Saft für die Jungs. Mannschaft und Schiff, alles bestens, muss
begossen werden.
Am Abend mit etwas Wehmut,
später Wermut – in die Pizzeria im Hafen.
Ein wunderschöner
Familientörn, der leider nur zu kurz war.
Am nächsten Morgen muss
Thomas schon um 8.00 Uhr am Hafen in Pula sein, da er mit der Katamaran-Fähre
nach Venedig fahren möchte, um anschließend seinen Urlaub an der Ligurischen
Küste fortzusetzen.
Am Vormittag verlässt dann
auch die Crew die Tiger-Rag und fährt mit dem Stuis Bus Richtung Heimat.
Wie man hört nicht alleine,
sondern mit 1200 Österreichern und 1423 Deutschen, so dass die Fahrt bis zur
Grenze Sloveniens sich auf Stunden hinzieht. Gegen Mitternacht erreichen sie
München, in den frühen Morgenstunden erschöpft aber glücklich die
Landeshauptstadt Baden-Württembergs, Stuttgart.
Alle sind heil angekommen,
Gott sei Dank –
Ein schöner Törn, den wir
gewiss noch einmal wiederholen werden – und nicht erst in zehn Jahren !
Euer
Thomas in schönster
Erinnerung an unseren Törn!
Anmerkung von IWI:
Auch für uns war es
ein besonders schöner Törn.
Wir freuen uns schon
auf ein nächstes Mal!
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