Törnbericht des
SNM-Segeltörns
Palermo-Äolische-Inseln-Palermo
vom 18. bis 25. Oktober 2008
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Das Schiff: Dufour 43 Classic
Der Skipper:
Wilfried
Die Crew
Edgar,
Hans, Chris, Jürgen,
Wolle, Wilfried und Werner
Samstag, 18. Oktober 2008
08:45 Uhr Stuttgart Flughafen:
Werner und ich warten auf den Rest der Mannschaft. Ingeborg hat uns zum
Flughafen gebracht und da kaum Verkehr war, stehen wir schon recht bald vor dem
TUI-Schalter. Alle sind pünktlich da, keiner hat den Ausweis oder das Geld
vergessen und so kann das Abenteuer beginnen. Das Einchecken verläuft
unspektakulär, kein Übergewicht (beim Gepäck). Die Sicherheitsschleuse
überwinden wir mit links, alles o.k. Kurz vor dem Start passiert die erste
Panne. Wolle fotografiert während der Sicherheitseinweisung die Stewardess und
kassiert dafür einen Anschiss. Warum weiß keiner. In Palermo angekommen, suchen
wir den öffentlichen Bus in die Stadt. Für 5,60 Euro geht es in ca. einer ¾
Std. zum Hafen. Nochmal umsteigen und nach 35 Minuten sind wir in der Marina in
Acquasante ( Villa Igea). Der Eincheck verläuft unproblematisch, die
Marinachefin ist Italienerin, kommt aber aus Botnang ( eine Schulkameradin vom
Klinsmann?) Die Kojen sind schnell verteilt. Hans mit Chris, die beiden hatten
früher, als der Hans noch nicht in Pension war, eh eine Fahrgemeinschaft. Werner
mit Jürgen, zwei schlanke, die gut zu zweit in die Achterkabine passen. Wolle
mit mir in der Achterkabine an Backbord. Ich verwende meine Koje allerdings nur
als Ablage für meine Tasche und schlafe auf der Salonbank. Edgar bekommt die
Vorschiffskabine für sich allein, Hans staut lediglich seine Tasche noch auf der
einen Seite. Während die Crew den Supermarkt stürmt, checke ich mit Hans, meinem
Co-Skipper, das Schiff. Es ist soweit alles in Ordnung, der allgemeine Zustand
ist, gemessen am Bj. 2001, gut. Bis auf das GPS (wird aber später noch
ausgetauscht) ist alles in Ordnung. Nach der Einweisung ins Schiff und einer
Sicherheitsbelehrung zeige ich anhand der Seekarte den geplanten Törnverlauf. Um
den Stromboli, unser östlichstes Ziel gut zu erreichen, legen wir am frühen
Abend noch ab. Alle sind erprobte Matrosen und um Werner, der das erste Mal
auf See ist, machen wir uns keine Sorgen. Er hat, falls was schief geht, die
gegen Seekrankheit wirkenden Kaugummi ( Superpep) dabei. Jürgen spielt auf
seinem Akkordeon „Junge komm bald wieder und Seemann lass das träumen“, wir
singen leise mit. Die Schimmwesten und Lifebelts werden angelegt, der Kurs
eingestellt und die erste Wache beginnt. Eine Stunde später ist das
Putengeschnetzelte fertig und der Reis gekocht. Salat vervollständigt das Menu.
Alle sind zufrieden mit meinen Kochkünsten. Ab 23:00 Uhr sind, bis auf die zwei
Wachen, alle unter Deck und schlafen mehr oder weniger gut. Nach zwei Stunden
wechselt die Wache. Eintrag der Position in die Karte und so vergeht die Nacht
wie im Flug.
Sonntag, 19. Oktober 2008
Zum Frühstück sind wir, wie
geplant, in Rinella auf der Insel Salina angekommen. Aber schon nach ca. 2
Stunden heißt es „Anker auf“ Richtung Insel Panerea. Die Angeln werden ausgelegt
und wir sind sehr zuversichtlich, dass wir mehrmals unsere Speisekarte mit
frischem Fisch bereichern werden. In der Bucht Caletta die Zimmari legen wir auf
6 Meter unseren Anker. Die Bucht liegt sehr schön und lädt nicht nur zum Baden,
sondern auch zu einem herrlichen Ausflug ein. Auf dem Hügel oberhalb der Cala
Junco besuchen wir die Überreste einer prähistorischen Siedlung. Der Blick über
die Bucht und auf das Meer ist umwerfend. Abendessen an Bord. Edgar kocht
wunderbare Spaghetti mit Tomatensoße, den Salat mache ich inzwischen an. Ein
Glas Rotwein dazu und dann die Seele baumeln lassen. Unsere Gespräche drehen
sich nach wie vor häufig um die Telekom . Bei drei Aktiven und vier Pensionären
der Telekom ist dies kein Wunder. Alle bekannten und nicht bekannten Kolleginnen
und Kollegen werden durchgehechelt. Selbst vor der Zentrale und vor dem Vorstand
kennen wir keine Gnade. Müde werden wir von den Wellen in den Schlaf
geschaukelt.
Montag, 20.
Oktober 2008
08:30 Uhr Frühstück, wie immer hotelmäßig. Die Geräusche in der Nacht auf dem
Schiff und von der See her haben die Mitsegler noch nicht verinnerlicht. Die
Ankerkette knarrt, das Heck plätschert, ein Fall schlägt und der Wind pfeift
leicht in den Wanten. Für meine Ohren ist es wie eine Komposition. Für Hans und
Jürgen, die auch schon Törns als Skipper gefahren haben, sind die nächtlichen
Geräusche auch nichts Neues, aber für Wolle, Werner, Edgar und Chris ist es
manchmal richtig unheimlich. San Vincenzo auf der Insel Stromboli ist das
Tagesziel. Wir legen Kurs nördlich um die Insel herum und liegen am frühen
Nachmittag an einer sicheren Boje. Jürgen holt die Angelschnur ein und
plötzlich herrscht allgemeine Aufregung. Wir haben einen Biss. Der Fisch ist
aber leider noch nicht erwachsen, sieht aber aus wie ein kleiner Hai. Das Gebiss
jetzt schon furchterregend. Jürgen wirft den Fisch wieder ins Meer. Überlebt hat
der Fisch die Aktion aber leider nicht. Hans, Jürgen und Chris machen sich,
wegen der vorgesehenen Wanderung auf den Stromboli, gleich auf den Weg und
fahren mit dem Dinghi an Land. Leider muss man sich aber im Oktober schon am
Vortag anmelden, außerdem beginnt die Wanderung ab Oktober bereits um 16:00 Uhr.
Schade, so wird nichts aus dem Ausflug. Zum Abendessen gehen wir an Land und
finden ein gutes Restaurant mit Meerblick. Die Temperaturen sind genial.
Tagsüber zwischen 25 und 27° und nachts so um 15°. Leider ist heute das Wasser
sehr dreckig. Es sieht so aus, als hätte jemand Müll verklappt. Zum Baden lädt
es wirklich nicht ein. Zum Abendessen setzen wir mit dem Dinghi über an den
Strand. Ein echtes Abenteuer, da der schwarze Sandstrand sehr steil abfällt und
etwas Brandung steht. Ganz trocken geht der Landgang nicht aus. Wir finden ein
nettes Lokal und sind wie zumeist für italienische Verhältnisse zu früh dran.
Wieder zurück an Bord heißt es Leine los von der Boje zur Nachtfahrt an
Ficogrande vorbei zur Nordseite der Insel. Dort wird der Motor abgestellt und
wir lassen uns treiben. Mehrmals pro Stunde spuckt der Stromboli glühende
Schlacke in den Nachthimmel. Ein unglaubliches Schauspiel. Obwohl ich schon
mehrmals hier war, bin ich genauso begeistert wie alle Anderen auch. Nach ca.2 ½
Std. kehren wir zu unserer Boje zurück und schlafen „gründlich“ bis etwa 08:00
Uhr aus.
Dienstag, 21. Oktober 2008
Unser heutiges Ziel heißt Lipari,
auf der gleichnamigen Insel. Gott sei Dank ist das Wasser auf dem Weg dahin vor
Panerea sauber, so können wir, wie geplant, einen Badestopp einlegen und
verweilen dann noch etwas in der Bucht. In Lipari gehen wir vor der Stadt an
einen der beiden Schwimmstege zwischen den Fähren und der Tankstelle. Hier gibt
es Strom und Wasser. Duschen müssen wir an Bord. Unsere Servicebatterie kann
einen Schub vom Ladegerät gut gebrauchen, sie schwächelt stark, so bricht z.B.
während der Ankermanöver die Spannung trotz erhöhter Leerlaufdrehzahl zumeist
komplett zusammen. Die 40 Euro für die Nacht mit Wasser sind soweit in Ordnung.
Zusammen geht es auf Landgang in den alten Fischerhafen und auf die Festung.
Später gehen wir in ein gemütliches Restaurant. Man merkt überall, dass die
Saison sich dem Ende nähert, die Anlegestege und die Straßen sind nicht mehr
überfüllt, in den Lokalen gibt es auf Anhieb Platz. Auf unserem Boot genehmigen
wir uns später noch einen Absacker.
Mittwoch, 22. Oktober 2008
Heute erleben wir ein weiteres
Highlight unserer Reise. Die Insel Vulcano. Dank der Windrichtung ( NO) bleiben
die von mir schon angekündigten Düfte komplett aus. Vor Buganker gehen wir
unweit der Fumarolen an die Mole im Porto di Levante.
Ich bleibe an Bord, die Anderen
besteigen den Vulkan. Zum Krater (Gran Cratere) hinauf gilt es 400 Höhenmeter zu
überwinden, dabei ist die Aussicht sehr eindrucksvoll. Bei einem der letzten
Besuche hier war ich auch mit oben. Der Schwefelgeruch nimmt mit jedem Meter zu
und nimmt einem oben fast die Luft. Zurück von der Wanderung gehen wir alle in
den Schwefeltümpel. Das alles soll sehr gesund sein und bei bestimmten Leiden
des Bewegungsapparates und der Haut, helfen. Es stinkt gigantisch, aber wir
haben alle richtig Spass. Leider kann man auch hier nicht ins Meer, da alles
voll Müll ist, schade. So nehmen wir unsere Duschmarke und spülen den restlichen
Schlamm unter der warmen Dusche ab. Der Wellnessteil unseres Törns geht zu Ende.
Leider wird der Schwell an der Mole von Stunde zu Stunde immer stärker, so dass
wir uns um 01:45 Uhr dazu entscheiden, abzulegen und das nächste Ziel „Cefalu“
anzulegen. Die 53 Seemeilen müssen wir leider mangels Wind fast komplett motoren.
Jürgen legt einen Köder an seiner Hightechrolle und spult 300 Meter ab. Wir
sagen: wenn nicht jetzt wann dann und hoffen auf einen Biss.
Donnerstag, 23. Oktober 2008
Um 12:00 Uhr legen wir Anker vor
der Stadt. Die Wetterlage erlaubt es uns Gott sei Dank, direkt vor der
malerischen Kulisse zu ankern. Vorher haben wir uns noch die sehr ungepflegte
Anlage Presidiana um die Ecke angeschaut. Alles war voll mit Fischerbooten, für
Gästeyachten kaum Platz, aber uns gefiel es ohnehin nicht. Die Stadt ist
wirklich sehenswert und eine der ältesten Siedlungen Siziliens. Die normanische
Kathetrale ist sehr berühmt und sehenswert, das pittoreske Stadtbild sowie die
Häuserfront zur Bucht hin sehr interessant. Der Kreuzgang wird gerade
restauriert und hat uns jetzt nicht grad umgehauen. Das Eintrittsgeld dient aber
einem guten Zweck (der Restaurierung) und es ist mit 2 Euro pro Person auch in
Ordnung. Im Supermarkt besorgen wir für den Abend noch zwei Flaschen
sizilianischen Rotwein. Ansonsten haben wir in Palermo sehr gut eingekauft. Die
Rückfahrt mit dem Dinghi ist teilweise feucht. Um die Belastbarkeit des Bootes
nicht zu überschreiten, fährt Chris lieber zweimal. Jürgen holt seine Quetsche
aus der Kabine und, nachdem wir allein in der Bucht liegen, stimmen wir ein paar
Seemanns- und andere Lieder an.
Freitag, 24.Oktober 2008
Gegen 9:30 Uhr gehen wir Anker
auf und mit 210° legen wir Kurs auf Palermo. Die Zeit ist wie im Flug vergangen,
es ist definitiv unser letzter Tag auf See. Kurze Zeit setzen wir sogar Segel,
aber wirklich prickelnd ist es nicht. An der Tankstelle machen wir gegen 14:45
Uhr fest. Für die doch relativ großen Strecken sind 60 Liter Diesel nicht viel,
so hat Hans noch etwas Luft, was seine Bordkasse anbelangt. Ich zirkle nach der
Tankaktion das Boot in die zugewiesene Lücke und der Törn ist zu Ende. Wir sind
uns alle einig, dass wir im nächsten Jahr wieder gemeinsam auf Törn gehen.
Werner, der das erste Mal dabei ist, teilt die Begeisterung. Am späten
Nachmittag wollen wir uns noch ein wenig in Palermo umsehen. So richtig gut
gefällt uns die Stadt aber nicht. Vielleicht sind wir aber auch nicht an den
richtigen Stellen? Nach dem Essen lassen wir den Bus sausen und laufen in etwa
45 Minuten zurück zur Marina. Unsicher fühlen wir uns aber in Palermo überhaupt
nicht. Die Leute sind alle sehr freundlich.
Samstag, 25. Oktober 2008
Taschen gepackt, Boot besenrein
gemacht, um halbneun ziehen wir im Gänsemarsch den Steg entlang auf die Straße
zur Bushaltestelle. Jetzt wären italienische Sprachkenntnisse von Vorteil. Der
Busfahrer redet ununterbrochen auf Hans ein. Hans nickt ab und zu freundlich,
sagt anständig grazie und versteht nur Bahnhof. Aber es hat trotzdem gut
geklappt, wir sind ohne Probleme in der Stadt, vor dem Hafen mit den
Kreuzfahrern angekommen. Dort geht’s weiter Richtung Flughafen. Vorher gehen wir
noch, wie echte Italiener, in eine Kaffeebar. Cornetti und Kaffee im Freien bei
20°. Jürgen spielt zur Freude aller Gäste ein paar italienische Weisen. Die
Busfahrt zum Flughafen verläuft problemlos. Wolle zahlt 8 Euro Übergepäck und
Edgar schichtet ca. 5 kg Steine zu Chris um, damit er auf 20 kg kommt. Sonst ist
aber nichts passiert. Wolle fotografiert die Stewardess diesmal nicht, die
belegten Brötchen sind wieder tiefgekühlt und der Kaffee miserabel! In Stuttgart
stehen die Abholer schon bereit. Karla holt Jürgen und Edgar ab, Heidi Werner
und mich und Chris und Hans werden von einem Kumpel vom Chris abgeholt.
Lediglich Wolfgang ruft seine Frau erst nach der Landung an und muss nun noch
etwas warten. Unsere Wege trennen sich, ich denke, dass wir uns bei einem
Nachtreffen mit Film und Foto Ende des Jahres wieder treffen werden.
Mast- und Schotbruch
Gruß Willi